Die Party ist vorbei, ab Montag stehe ich wieder in Lohn und Brot. Aus diesem Anlass ist eine neue Frisur fällig. Den letzten Mittelscheitel mit Pony hatte ich mit 12....
Noch etwas zum Thema medizinische Versorgung in der Schweiz...
Musste neulich zur Mammografie. Das Gebäude erschien mir recht klein für eine Klinik, doch das konnte täuschen, möglicherweise verdeckten die vielen jetzt dicht belaubten Bäume einen Großteil der Nebengebäude. Kaum durch die Tür getreten, wollte ich auch schon wieder kehrt machen, ich nahm an, mich irgendwie im Eingang geirrt zu haben. Ich stand vor einem hölzernen Tresen, darüber ein großes Schild mit goldenen Lettern , "Rezeption" stand darauf, hinter dem Tresen zwei junge Damen, die aussahen wie Hostessen, aber sicher nicht wie Arzthelferinnen. Geschmackvoll gekleidet in einer dunkelblauen Uniform mit passendem Seidenschal. Gegenüber vom Tresen waren mehrere, offenbar teure Couchgarnituren aufgestellt, dazwischen kleine Beistelltischchen, auf denen nur der Fünf-Uhr-Tee fehlte. Ein Plantschbecken großer Blumenstrauß füllte eine enorme Vase, welche dekorativ auf einem Sockel stehend die Mitte dieser hellen und sehr einladenden Lounge bestimmte. Dies musste eines der besseren Hotels der Stadt sein und nicht die von mir gesuchte Klinik.
Eigentlich wollte ich nach dem Weg fragen, zeigte dann aber doch verlegen grinsend meine Überweisung und sagte stattdessen: "Ich bin sicher falsch hier, oder?"
"Oh nein, da gehen Sie gerade hier ums Eck, da können Sie sich anmelden.", entgegnete eine der Hostes.... äh, Arzthelferinnen und lächelte so perfekt freundlich, dass es mir fast unheimlich wurde. Ich fand was ich suchte, meine Personalien wurden aufgenommen, ich nahm in der Wartezone, die dann doch aussah wie die meisten deutschen auch, Platz. Während ich so meinen mitgebrachten Krimi auslas, hörte ich ganz in der Nähe deutlich Klaviermusik. Wie nett, dachte ich, dass macht es doch gleich weniger antiseptisch und passt gut ins Gesamtbild, doch mit der Lautsprecheranlage stimmte etwas nicht. Der Kang war außerordentlich gut, fast hatte man den Eindruck, da säße tatsächlich jemand im Nachbarraum am Flügel und spiele, aber das konnte nun wirklich nicht sein.
Schließlich wurde ich aufgerufen, auch die Assistentin war ungewöhnlich freundlich, und während wir so plauschten, lobte ich die entspannte Atmosphäre, nicht zuletzt Dank der schönen Musik.
"Nicht wahr?", sagte die Frau, indem sie das Thema gerne aufnahm, "Ein Patient schenkte uns vor ein paar Jahren den Flügel. Wir wussten zuerst nicht, was wir damit machen sollten, aber es kommen nun täglich Musikstudenten für ein paar Stunden und unterhalten unsere Patienten ein wenig!"
Das war zu viel für meine verhärmte deutsche Krankenhaus-Seele! Ich ließ die Kinnlade fallen und stotterte etwas wie ... schön.... sicher viel Freude... nie in Deutschland möglich... oder so ähnlich.
Als ich später H. davon berichtete, klärte dieser mich auf, es handele sich hierbei um eine Privatklinik und es darum nicht weiter verwunderlich. Für mich schon! OK, ich gestehe, ich habe in Deutschland noch nie eine Privatklinik von innen gesehen, und vielleicht ist es auch dort üblich Richard Cleidermann zu Gast zu haben, aber ich könnte schwören, auch wenn ich in meinem Heimatland darauf bestanden hätte, ich wäre auf Krankenschein vermutlich nicht einmal in die Nähe einer Privatklinik gelangt. Geschweige denn, dass man mich dort - ob nun mit oder ohne Mondscheinsonate - untersucht hätte.